„Begeisterung sieht anders aus“, urteilte der GEW-Sprecher der Fachgruppe Kinder- und Jugendhilfe Jens Kastner als die Auszählung beendet war. „Viele Kolleginnen und Kollegen hatten für eine echte Aufwertung ihres Berufes gekämpft und die ist nicht erreicht worden.“
Zwar sind in bestimmten Konstellationen gute Zugewinne erreicht worden, so z.B. bei langjährig beschäftigten Erzieherinnen und Erziehern oder auch bei einem Großteil der Leitungskräfte. Aber die meisten Kolleginnen und Kollegen, die nah am Kind arbeiten, erhalten nur Einkommenserhöhungen zwischen 60,- und 110,- Euro brutto im Monat, wenn sie in Vollzeit angestellt sind. Bei ca. 60% Teilzeitbeschäftigung macht der reale Nettogewinn tatsächlich nicht viel aus.
Die Erkenntnis, dass allerdings eine fortgesetzte Arbeitsniederlegung keine weiteren Zugewinne im Abschluss erwarten ließen und auch mit der Unterstützung durch große Teile der Elternschaft nicht mehr zu rechnen war, führte zu diesem Abstimmungsergebnis.
Trotzdem ist das Ergebnis der Tarifauseinandersetzung nicht nur negativ zu bewerten. Die hohe Bedeutung des Sozial- und Erziehungsdienstes für unsere Gesellschaft ist in den letzten Jahren stark in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt. Dazu hat dieser Kita-Streik erheblich beigetragen.
Die Hamburger Heraushebungen im Vergleich zu den anderen Kommunen konnte weitestgehend erhalten bleiben, nur die stellvertretenden Leitungskräfte sind auf das bundesweite Bezahlungsniveau heruntergefallen; bei großen Kitas werden die stellvertretenden Leitungskräfte trotz einer geringen Einkommenserhöhung nun sogar schlechter bezahlt, als bundesweit üblich.
„Wir sprechen von einem Tarifergebnis, dass hinter den Erwartungen zurückblieb“, so die Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Anja Bensinger-Stolze. „Der Einsatz der Kolleginnen und Kollegen war großartig, aber die Hamburger Kita-Finanzierung, die nicht wie in den anderen Kommunen direkt aus dem Landeshaushalt fließt, sondern erst in den Landesrahmenvertrag, der auch für nicht tarifgebundene Kitas gilt, eingearbeitet werden muss, erschwert einen hohen Tarifabschluss. Wir erwarten von der Stadt Hamburg, dass die tariftreuen Kita-Träger diesen Tarifabschluss 1:1 von der Stadt erstattet bekommen.“
Im Januar beginnen auch in der GEW die Vorbereitungen zur Tarifrunde im gesamten öffentlichen Dienst. Neben der kommunalen Verwaltung, der Müllabfuhr, den Theatern u.a. nehmen auch die Kita-Beschäftigten an der Gehaltsrunde in 2016 teil. Darin wird es von vornherein nicht um die Aufwertung eines Berufsfeldes gehen, sondern um eine prozentuale Erhöhung der Einkommen, die im öffentlichen Dienst immer noch den Einkünften die in der freien Wirtschaft zu erzielen sind, hinterherhinkt.