Zur Vorbereitung auf das Zentralabitur in Mathematik im Mai 2017 wurde an Hamburger Gymnasien und Stadtteilschulen die letzte Mathematikklausur des betroffenen Jahrgangs mit entsprechenden Aufgaben und unter Bedingungen des Zentralabiturs geschrieben. Auf das Ergebnis hat die Schulbehörde am 09.01.2017 mit einem Brief an die Schulleitungen reagiert, indem sie anweist, den Notendurchschnitt für alle beteiligten Schülerinnen und Schüler um drei Punkte bzw. um eine Note zu verbessern. Sie schlägt zudem eine Reihe von weiteren Maßnahmen vor, die zusätzliche Arbeit an den Schulen auslöst.
Wieder einmal reagiert die Schulbehörde mit einer Reihe von ad hoc-Maßnahmen die mit dem Gießkannensystem für alle Schulen, die das Abitur abnehmen, angewiesen werden, weil ein zentraler „Test“ nicht das erbracht hat, was sich Senator Rabe erhofft hat. Die angekündigten Maßnahmen eines verbindlichen Kompakttrainings von 12 Stunden direkt vor dem Abitur, einer weiteren regelmäßigen Doppelstunde, einer Kompaktwoche im Rahmen der Lernförderung in den Märzferien und einem Hinweis auf eine Fülle von Übungsaufgaben zeigen, dass wieder nur kurzfristig und ohne Klärung der notwendigen Finanzierung gehandelt wird.
„Solange in Deutschland und eben auch in Hamburg die schulischen Leistungen und das Erreichen von Abschlüssen immer noch von der sozialen Herkunft abhängt, laufen alle jetzt vorgeschlagenen Maßnahmen langfristig ins Leere!“ kommentiert Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg, das Vorgehen der Behörde. „Diese Maßnahmen sind wieder einmal ohne die Expertise aus den Schulen kurzfristig auf den Weg gebracht worden und greifen selbstherrlich in die Autonomie der selbstverantworteten Schule ein.“
„Dienstbesprechungen mit Beteiligten aus Gymnasien und Stadtteilschulen sind nachträglich für Ende Januar angeordnet worden, in denen es dann nur noch um Absprachen in der Ausführung gehen kann und nicht gemeinsam und grundsätzlich beraten wird.“, kritisiert Bensinger-Stolze. „Außerdem werden die meisten Maßnahmen nur durch Mehrarbeit an den Schulen bewältigt werden können. Wie selbstverständlich wird von den Kolleginnen und Kollegen an den Schulen erwartet, ohne Beteiligung der schulischen Gremien und der personalrätlichen Vertretung, dass sie diese Mehrarbeit ungefragt erledigen und damit für den Senator die Kohlen aus dem Feuer holen. Dies Vorgehen kritisieren wir als Gewerkschaft scharf!“ so Bensinger-Stolze.
„Grundsätzlich berücksichtigt das Zentralabitur, wie andere zentrale Prüfungen und Tests, die die Leistungen in einem Ranking abbilden, gerade nicht die unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler. Zentrale Prüfungen und stete Tests bringen mehr Prüfungsdruck, verbessern aber nicht die Chancen für Hamburger Schülerinnen und Schüler! Die BSB und der Senator sollten den selbst verantworteten Schulen in Hamburg genügend Raum und Zeit zur Schul- und Unterrichtsentwicklung für ihre Schülerinnen und Schüler zur Verfügung stellen und sie entsprechend unterstützen, anstatt immer wieder hierarchisch in die Schulen herein zu regieren. Dann können sich langfristig bessere Lernbedingungen für die Schülerinnen und Schüler entwickeln“, resümiert Bensinger-Stolze.
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