von unserem hlz-Redaktionsleiter Jochim Geffers
Liebe Kolleg_innen,
der Widerspruch könnte nicht deutlicher zutage treten: Die Frühlingssonne lacht und lockt und wir müssen mehr oder weniger drinnen hocken. Nun trifft das uns mal wieder auf ganz unterschiedliche Weise. Am meisten sind meine Gedanken bei den Eltern mit Kindern, die – oft auf engem Raum – zusehen müssen, dass der Familienfrieden erhalten bleibt. Wenn die Eltern dann vielleicht noch gezwungen sind, Homeoffice zu machen, reicht meine Phantasie kaum aus, mir vorzustellen, wie man die Dinge noch in der Balance halten kann. Und ihr als Kolleg_innen im Schulbereich habt ja nicht allein die Aufgabe, online-Angebote zu machen und diese rückzumelden, sprich: zu korrigieren, sondern ihr müsst auch Kontakt aufnehmen mit Schüler_innen und Eltern, sei es telefonisch oder per Video-Konferenz. Wenn dann noch die Anforderung in der Schule, zeitweilig präsent zu sein, erfüllt werden muss, setzt auch hier meine Vorstellungskraft aus, wie das alles zusammenzubringen ist.
Nun sollten wir aber nicht in einen Wettstreit darüber eintreten, wer die stärkste Belastung zu tragen hat. Im Gegensatz zu den meisten von uns, die wir beim Staat beschäftigt sind, dürften viele Eltern nackte Existenzsorgen plagen. Eigentlich unnötig zu sagen, dass dies ein ganz wesentlicher zusätzlicher Stressfaktor ist. Ja - und die Schüler_innen?! Mein Eindruck ist: sie leiden am stärksten unter der sozialen Isolation. Und natürlich ist auch hier die Bandbreite, wie man mit einer solchen Situation fertig wird, groß, je nach äußeren Bedingungen. Da gibt es sicherlich den Schüler_innentyp, der mit der online-Beschulung klar kommt, was auch mit den jeweiligen häuslichen Verhältnissen zusammenhängt, aber es gibt auch das Gegenteil: Schüler_innen, die sich überfordert fühlen, was nicht selten dazu führt, dass sie alle schulischen Aktivitäten einstellen.
Also, liebe Kolleg_innen, wir möchten euch bitten, uns aus eurer ganz persönlichen Perspektive und Betroffenheit heraus zu schreiben, wie ihr die Krise erlebt. Das möchten wir in unserer Mitgliedszeitung und/oder im Newsletter veröffentlichen – natürlich anonym (es sei denn, ihr wollt es anders)! Es wäre schön, wenn ihr darüber hinaus Eltern wie Schüler_innen bittet, das Gleiche zu tun. Schickt die Ergebnisse per E-Mail an: info@gew-hamburg.de
Damit erhoffen wir uns ein realistischeres Bild als das von offizieller Seite vermittelte. Was wir jetzt am wenigsten brauchen, ist der Blick durch eine rosa-rot gefärbte Brille.
Bleibt gesund,
Joachim Geffers, hlz-Redaktionsleiter