Heute, am 22.5.18, wird das PTF Personal von der BSB über Neuregelungen informiert. Dazu finden seit 9:00 Uhr im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulwentwicklung Veranstaltungen statt. Die BSB „freut sich auf konstruktive Informationsveranstaltungen“. Die GEW zeigt Flagge und protestiert am Ort des Geschehens seit 8:45 deutlich gegen die verordneten Verschlechterungen bei den Arbeitsbedingungen und bei der Arbeitsqualität.
Wir sehen uns wieder am Donnerstag:
An ALLE Erzieher*nnen, Ergo- und Physiotherapeut*nnen, Sozial*pädagog*innen, soz.päd. Assistent*innen, Heilerziehungs*pfleger*innen an Hamburger Schulen
Aktion am 24. Mai um 17.00 Uhr, Vorplatz U-Bahnhof Mundsburg
Wir pfeifen auf die DZR!
Auf den Informationsveranstaltungen am 22. Mai veröffentlicht die Schulbehörde die von uns immer wieder aufs schärfste kritisierte Dienstzeitregelung PTF als Dienstanweisung. Damit werden unsere schlimmsten Befürchtungen wahr: die Arbeitszeiten unterschiedlicher Berufsgruppen und Einsatzfelder werden vereinheitlicht, die von der Schulleitung fest verplanbare Zeit wird auf über 80 % hochgeschraubt und keine Fachaufsicht kontrolliert den Einsatz und die Tätigkeiten der Kolleginnen und Kollegen. Jetzt gilt es Flagge zeigen!
Ihr wisst es: gute Arbeit mit Kindern braucht ausreichend Zeit für Vor- und Nachbereitung, braucht Zeit für Besprechungen, für Dokumentation und Hilfeplanung, für Netzwerkarbeit und vieles andere mehr. Jetzt müssen wir selbst aktiv werden:
Für uns, für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen, für fachlich gute Bedingungen in unserer Arbeit
Bitte werbt für eine große Beteiligung und kommt natürlich selbst. Es geht um die Wurst!
Wie heute bekannt wurde, will die BSB zum kommenden Schuljahr per Dienstanweisung die von der GEW scharf kritisierte neue Dienstzeitregelung für den Einsatz des sogenannten pädagogischen und therapeutischen Fachpersonals (PTF) umsetzen. Den über 2000 Ergo- und Physiotherapeut*innen, Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen, Heilerziehungspfleger*innen und Sozialpädagogische Assistent*innen an Hamburger Schulen wird damit eine vereinheitlichte Aufteilung der Arbeitszeit verordnet, ohne Rücksicht auf die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Berufe und Einsatzbereiche. Eine Ergotherapeutin mit festen Behandlungsterminen wird danach genauso behandelt wie eine Sozialpädagogin im schulischen Beratungsdienst.
Die neue Dienstzeitregelung sieht eine Aufteilung der Arbeitszeit analog zu dem Verfahren bei Lehrkräften vor. Dabei werden die Kolleg*innen zu 81,5% ihrer Arbeitszeit von der Schulleitung fest verplant für Tätigkeiten unmittelbar mit und für Schüler*innen, also in der Regel im Unterricht oder Ganztagsbereich. Nur ein geringer, akribisch errechneter Teil der Arbeitszeit, bei Vollzeitbeschäftigten jeweils 4,2 Stunden pro Woche soll für Kooperation, Koordination und Kommunikation, die sog. „K-Zeit“ sowie Vor- und Nachbereitung der Tätigkeiten, „V/N-Zeit“, zur Verfügung stehen.
Anja Bensinger- Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg: „Die BSB verfolgt mit der Neuregelung das Ziel, kostenneutral mehr Personalstunden für die direkte Arbeit mit den Schüler*innen zu bekommen. Ohne Rücksicht auf die Qualität der Arbeit und die Gesundheit der Kolleg*innen. Die GEW fordert die BSB daher auf, diese Dienstanweisung zu stoppen!
Wir unterstützen mit unserem Gewerkschaftstagsbeschluss vom April 2018 die Forderung der Beschäftigten, unter Arbeitsbedingungen zu arbeiten, die es ihnen ermöglichen, ihre jeweiligen fachspezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten bestmöglich einzubringen, um damit zu einer gelingenden Schulkarriere der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen beizutragen. Dazu braucht es in einem ersten Schritt endlich eine qualifizierte Fachaufsicht. Wir fordern ein Grundsatzreferat für die soziale und therapeutische Arbeit an Schulen. Dort müssen Qualitätsstandards und Rahmenbedingungen für die Arbeit der Pädagog*innen und Therapeut*innen an den Schulen entwickelt und deren Einhaltung an den Schulen gewährleistet werden. Multiprofessionalität an Schule muss sich auch durch entsprechende Strukturen, Leitgedanken und Personal in der Schulbehörde selbst abbilden. Es ist dringend an der Zeit, damit Hamburg den Anforderungen an ein modernes Schulwesen mit Ganztag, Inklusion und den Herausforderungen einer facettenreichen Großstadt im Spagat zwischen Arm und Reich gerecht wird.“
Die Gelingensbedingungen der GEW – Fachgruppe für eine neue Dienstzeitregelung der Erzieher*innen, Ergotherapeut*innen, Heilerziehungspfleger*innen, Physiotherapeut*innen, Sozialpädagog*innen und Sozialpädagogische Assistent*innen umfassen neben einer eigenen Fachaufsicht
- der Deckelung der von der Schule verplanbaren Zeit auf höchstens 60%
- der Beachtung der Spezifika der unterschiedlichen Arbeitsbereiche
- der Beachtung des Bedarfs der Kolleg*innen orientierten Zeiten für Fortbildungen während der regulären Dienstzeit/Arbeitszeit
- der Durchführung von Supervision während der regulären Arbeitszeit
- der Begrenzung der Tätigkeiten im Homeoffice
- der Ausstattung mit entsprechenden Kommunikationsmitteln, Büromaterial, eigenen Etat und dem Schaffen eines Arbeitsplatzes am Arbeitsplatz Schule
Dazu Manuela Wrede, Sozialpädagogin an einer Hamburger Stadtteilschule, Sprecherin der GEW-Fachgruppe PTF (pädagogisch-therapeutisches Fachpersonal): „Schulsozialarbeit ist Beziehungsarbeit. Sie braucht Zeit. Zeit, in der meine Tür den Kindern und Jugendlichen offen steht, damit sie mit ihren kleinen und großen Sorgen zu mir kommen können. Mobbing, Schulabsentismus, Prüfungsangst, Probleme im Elternhaus bis hin zu Kindeswohlgefährdung – all dies sprechen die Schülerinnen und Schüler nur an, wenn sie Vertrauen haben. Die verordnete Verplanung meiner Arbeitszeit macht die Schulsozialarbeit kaputt. Schon jetzt verbringe ich viel Zeit mit der Arbeit in unterschiedlichen Klassen. Entscheidend ist, dass ich genügend frei verfügbare Zeit habe, um flexibel auf die täglich neuen kleinen und großen Krisen reagieren zu können. Dabei habe ich außerdem meine Arbeit sorgfältig zu dokumentieren, Absprachen mit den Sozialen Diensten zu treffen, präventive Einheiten zum Sozialen Lernen zu entwickeln und durchzuführen. Unter den Vorgaben der Dienstanweisung zur Regelung meiner Arbeitszeit wird die Qualität meiner Arbeit extrem leiden.“
Manuela Kirschbaum, Erzieherin an einer Hamburger Grundschule und Sprecherin der GEW-Fachgruppe PTF: „Seit Jahren haben wir dem Senator immer wieder deutlich gemacht, dass die Schulbehörde ihre Hausaufgaben machen muss. Stattdessen wird nun unsere Arbeit durch eine Arbeitszeitregelung an der Schule massiv eingegrenzt. Das geht so nicht! Wir brauchen Fachvorgaben aus der Behörde, durch eine qualifizierte Fachaufsicht! Es darf nicht sein, dass Fachfremde Vorgesetzte als Fachaufsicht über Arbeitsaufteilung, Schwerpunktsetzung und Inhalte entscheiden dürfen. Schulleitungen sind für diese Aufgabe nicht entsprechend geschult und setzten das sogenannte pädagogische und therapeutische Fachpersonal oft nach eigenen Vorstellungen ein – ohne deren Fachlichkeit genau zu kennen und sie mit ihrer Profession entsprechend zu berücksichtigen. Manchmal aus Unkenntnis, manchmal aus Sparzwängen und Personalmangel. Mit der Dienstanweisung wird der schlechte Umgang mit dem Fachpersonal zur Regel. Dass ist nicht nur unprofessionelles Arbeiten der Schulbehörde, das ist auch Ressourcenverschwendung!“
Termine:
Am 22.5.18 soll das PTF Personal von der BSB über die Neuregelungen informiert werden. Dazu finden ab 9:00 Uhr bis 14:30 Uhr im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulwentwicklung (Felix-Dahn-Straße 3) Veranstaltungen statt. Die BSB „freut sich auf konstruktive Informationsveranstaltungen“. Die GEW wird am Ort des Geschehens ab 8:45 deutlich gegen die verordneten Verschlechterungen bei den Arbeitsbedingungen und bei der Arbeitsqualität protestieren.
Zudem rufen wir unter dem Motto „Stoppt die Dienstanweisung“ alle KollegInnen zu einer Protestkundgebung am 24.5.17 um 17:00 Uhr auf dem Vorplatz der U-Bahn-Haltestelle Mundsburg auf.
Foto: Aktion am 22.5 vor dem LI / GEW Hamburg