Mit Blick auf die heutige Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse schlug die GEW einen neuen Forschungsansatz vor, der das Umfeld, die Probleme und die Rahmenbedingungen von Schulen genauer untersucht. Die Bildungsgewerkschaft hält eine Abkehr von der bisherigen Untersuchungspraxis exemplarischer Messungen der Leistungen der Schülerinnen und Schüler für notwendig. Diese förderten keine neue Erkenntnisse mehr zu Tage. „Wir brauchen Studien, die die Gelingensbedingungen für eine Schule, die alle Kinder und Jugendlichen zu einer umfassenden Bildung, Verantwortungsbewusstsein und einer demokratischen Grundhaltung führt, herausarbeiten“, betonte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Dienstag in Frankfurt a.M. Sie zeigte sich von den PISA-Ergebnissen wenig überrascht. „Die Erkenntnisse sind mehr oder weniger immer die Gleichen. Was fehlt, sind die entsprechenden politischen Konsequenzen und Handlungsstrategien!“ PISA bestätige noch einmal das „Kardinalproblem des deutschen Schulsystems“: die starke Kopplung zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen. Zudem gebe es große Unterschiede zwischen den Leistungen von Jungen und Mädchen in vielen Bereichen. Wie in den vergangenen PISA-Runden seien die Durchschnittswerte der Schülerinnen und Schüler in Deutschland „recht ordentlich“.
„Die Studie bestätigt noch einmal die negativen Effekte, wenn man die Kinder früh in der Schule trennt und in verschiedene Bildungsgänge steckt: Die Chancengleichheit bleibt auf der Strecke“, unterstrich Hoffmann. Zudem habe Deutschland Nachholbedarf bei der Entwicklung und Stärkung einer gendersensiblen Schulpädagogik und Didaktik.
Die GEW-Expertin machte deutlich, dass Studien, die auf Durchschnittswerten beruhen, nur sehr grobe Einschätzungen ermöglichten. Sie sagten nur sehr wenig über die Arbeit der Einzelschule und deren Möglichkeiten, für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen, aus. Auch darüber, wie stark demokratische und soziale Werte bei den Schülerinnen und Schülern verankert sind und inwieweit diese Verantwortung und Gestaltungskompetenzen entwickeln, ließen die Studienergebnisse kaum Rückschlüsse zu. „Da die Resultate der PISA-Studien immer sehr ähnlich sind, muss man sich fragen, welche Entwicklungen sie noch anstoßen können. Angesichts der Erosion demokratischer Grundwerte und der zunehmenden sozialen und ethnischen Spaltung in der deutschen Gesellschaft, müssen andere Fragen an das Schulsystem gestellt werden. Die Strukturen und Rahmenbedingungen schulischen Lernens müssen auf den Prüfstand“, sagte Hoffmann.
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