Rund 6.200 Menschen haben sich heute an den gewerkschaftlichen 1.Mai Demonstrationen und Kundgebungen in Hamburg beteiligt. 5.000 waren es bei der Hauptdemonstration zwischen Rödingsmarkt und Hafen,700 in Bergedorf und 500 in Harburg. Das Motto des diesjährigen Tag der Arbeit lautete: „Die Arbeit der Zukunft gestalten wir.“ Den Demonstrationen schlossen sich auch zahlreiche Vertreter/innen aus Gesellschaft, Kultur und Politik an. Unter anderem Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz, sowie die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank.
In ihrer Rede sprach Hamburgs DGB Vorsitzende Katja Karger all diejenigen an, die aktuell in Tarifauseinandersetzungen stecken, oder einen möglichen Arbeitskampf noch vor, oder schon hinter sich haben: „Es ist ungemein wichtig, dass ihr Eure Tarifverträge so engagiert verteidigt. Nach wie vor sind unsere Tarifverträge das Instrument, um Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Deshalb setzen wir uns verstärkt für eine breitere Tarifbindung ein: Gemeinsam sorgen wir dafür, dass die Arbeitgeber ihre soziale Verantwortung wahrnehmen.“ Ebenso wichtig wie höhere Löhne seien die qualitativen Bestandteile in den Tarifverträgen, so Karger weiter, die geförderte Bildungsteilzeit, flexibler Übergang in die Rente, oder Lebensarbeitszeitmodelle.“
Den neuen Hamburger Senat lobte Karger für das Vorhaben, befristete Arbeitsverträge im öffentlichen Dienst zur Ausnahme zu machen. Gleichzeitig kritisierte sie den geplanten Abbau von jährlich 250 Stellen im öffentlichen Dienst. Außerdem forderte sie massive Anstrengungen des Senats zur Bekämpfung von Armut und der sozialen Spaltung in der Stadt: „Die Armut von Kindern und Alten ist für eine reiche Stadt wie Hamburg untragbar. Es reicht nicht, nur regelmäßige Berichte zu verfassen: – die strukturellen Ursachen müssen bekämpft werden. Darauf werden wir in den kommenden fünf Jahren besonders achten – denn wir Gewerkschaften wollen eine soziale Stadt der guten Arbeit.“
Gastrednerin Sophie Binet von der französischen Gewerkschaft CGT nahm sich besonders des Themas Europa an: «Heutzutage haben wir den Beweis, dass uns die auferlegte Austertitätspolitik in einer wirtschaftlichen Sackgasse einsperrt und zu sozialen Katastrophen führt, die direkt den Frieden bedrohen. Wir sind Zeugen einer Ablehnung Europas und eines sehr besorgniserregenden Aufstiegs des Nationalismus in vielen Ländern. Wir müssen diese Fragen auf europäischer Ebene bearbeiten.»
Für die Gewerkschaftsjugend sprach Stefanie Holtz von der IG Metall und widmete sich der Situation der jungen Menschen in Europa: „Fast sechs Millionen junge Menschen in der EU, das ist beinahe ein Viertel aller Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren, sind noch immer arbeitslos“, so Holtz, und in Richtung EU: „Wer quasi über Nacht Bankenrettungsfonds in dreistelliger Milliardenhöhe mobilisieren kann, der muss doch auch in der Lage sein Europas Jugend zu retten. Leider ist davon nicht viel zu erkennen. Außer unzähligen Gipfeln und Konferenzen ist in den letzten Jahren nicht viel passiert.“ Sie forderte eine bessere Umsetzung der Jugend-garantie oder Alternativen und eine unbedingte Aufstockung der viel zu geringen finanziellen Mittel.
Auf der Maikundgebung im Hafen hielt auch der 92-jährige griechische Politiker Manolis Glezos ein Grußwort und forderte internationale Solidarität. Er ist das älteste Mitglied im Europaparlament und wurde in Griechenland vor allem bekannt, weil er nach dem 2. Weltkrieg die Hakenkreuzfahne von der Akropolis riss.
Fotos: Joachim Geffers