Gerne weist die GEW auf folgende Stellungnahme des Kollegiums der Stadtteilschule am Hafen hin:
Stellungnahme des Kollegiums der Stadtteilschule am Hafen
Die derzeitigen Zustände in den Schulen führen zu erheblichen Verunsicherungen bei allen Beteiligten. Sie sind zurückzuführen auf das Versäumnis seitens der BSB etwaige Hybrid- und oder Hygienekonzepte zu erstellen. Ein geregelter Schulalltag nach bisheriger Regelung scheint bei steigenden Infektionszahlen Überdenkens wert. Stattdessen wird auf Präsenzunterricht in vollen Klassenstärken gesetzt.
Die vierte Woche des Teil - Lockdown hat begonnen und weiterhin wird in der Bildungspolitik eine nicht zielführende Schwarz-Weiß-Diskussion geführt - entweder durchgängiger Präsenzunterricht oder die komplette Schließung der Schulen. Eine pragmatische Lösung scheint es bisher aus der BSB nicht zu geben.
Gleichzeitig wird sich in den Schulen erst jetzt auf einen möglichen Hybridunterricht vorbereitet – neben einem zu 100% fortlaufenden Präsenzunterricht. Auf den Schultern der Schüler*innen und Lehrkräfte wird versucht jetzt das nachzuholen, was im Sommer verpasst wurde. Hybridunterrichtkonzepte werden erstellt, Leihgeräte für Schüler*innen werden von Lehrkräften für den Einsatz vorbereitet, die Schüler*innen und Lehrkräfte werden im Umgang mit Lernplattformen geschult und die (teils desolate) digitale Infrastruktur der Gebäude wird notdürftig geflickt.
Das alles findet neben dem laufenden Präsenzunterricht als Zusatzaufgabe und unter denkbar schlechten Bedingungen statt. Nach wie vor sind viele Schulgebäude nicht mit WLAN ausgestattet, was ein digitales Lernen im Klassenraum nahezu unmöglich macht. Die angeschafften Leihgeräte für Schüler*innen müssen erst eingerichtet werden oder sind nicht zu gebrauchen, weil sie zum Beispiel weder Kamera noch Mikrophon haben.
Abgesehen von diesen Problemen, welche im Sommer hätten behoben werden müssen, haben alle Menschen an den Schulen täglich hunderte enge Kontakte zu anderen Menschen. Die Abstandsregeln sind nicht ansatzweise einzuhalten, es findet nicht ausschließlich Unterrichten in festen Gruppen statt und Lehrkräfte „springen“ zwischen den Jahrgängen hin und her. Das Tragen einer Maske und Lüften sind die einzigen Schutzmaßnahmen für Schüler*innen und Lehrkräfte. Forderungen des RKI, Hybridunterricht bei einer Inzidenz von 50 pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen einzuführen, werden ignoriert. Stattdessen sagt der Bildungssenator, dass Hybridunterricht erst ab einer Inzidenz von 200 pro 100.000 Einwohner notwendig ist. Wir fragen uns, wo diese Zahl herkommt und welche wissenschaftlichen Belege es dafür gibt?
Diese Umstände sind mit Blick auf die Infektionszahlen und dem Ziel des Lockdown - Light, nicht mehr hinzunehmen. Wir wollen die absolute Schulschließung unter allen Umständen vermeiden und fordern deshalb:
- sofortiger Ausbau aller Schulgebäude mit funktionierendem WLAN-Anschluss
- Kontaktminimierung an Schulen, durch zeitliche Entzerrung des Schulalltags und geeignete und umsetzbare Hybridkonzepte, ab einer Inzidenz von 50 pro 100.000
- Entschlackung des Stundenplans um eine Vorbereitung des Hybridunterrichts ohne extreme Mehrarbeit der Kollegien zu gewährleisten
- Unterstützung der Schulen beim Einrichten der Leih-Endgeräte durch externe Fachkräfte
- Schulen, die auf Grund der schlechteren digitalen Ausstattung ihrer Schüler*innen Mehrkosten haben, müssen diese Mehrkosten im Schulbudget komplett ersetzt bekommen
- Reduzierung aller Aufgaben auf ein Minimum (beispielsweise Entfall von Konferenzen, Beratungen, Sitzungen), Hauptaufgabe bleibt die Sicherstellung des Unterrichts.
- Technische Ausstattung der Lehrkräfte durch die BSB