Am 4. Juni 2016 um 5.00 Uhr morgens haben wir – drei Teilnehmerinnen der Arbeitsgruppe Kindheitspädagogik Hamburg – uns auf den Weg nach Düsseldorf zur Tagung „Kindheitspädagog_innen – Chancen und Herausforderungen in der Praxis“ der GEW NRW gemacht.
Die AG Kindheitspädagogik der GEW Hamburg wurde im September 2014 gegründet und trifft sich seitdem regelmäßig, diskutiert aktuelle bildungspolitische Themen und setzt sich für die Belange der Kindheitspädagog_innen ein. Das erste große Projekt war die Erstellung einer Broschüre über das Studium, die Kompetenzen und Arbeitsfelder der Kindheitspädagog_innen in Hamburg, die im März veröffentlicht wurde. Sie richtet sich an alle pädagogischen Fach- und Leitungskräfte sowie Träger, Dachverbände und Fachbehörden.
Um sich nun auch bundesweit mit anderen Kindheitspädagog_innen auszutauschen und zu vernetzen, haben wir uns über die Tagung der GEW NRW gefreut und wurden auch herzlich und offen empfangen. Besonders hat uns gefreut, dass unsere Broschüre auslag und auch zahlreich von den Tagungsteilnehmer_innen mitgenommen wurde.
Bereits die Begrüßungsworte von Maike Finnern, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW NRW und Norbert Hocke, Leiter des Bereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit beim GEW Hauptvorstand, haben deutlich gemacht, dass wir Kindheitspädagog_innen die in weiten Teilen der pädagogischen Landschaft noch vorherrschende Unwissenheit über uns als Chance sehen und aktiv an der Gestaltung unserer zukünftigen Arbeitsfelder mitwirken und Pionierarbeit leisten müssen und dürfen.
Neue Broschüre
Doch nicht nur das Bekanntmachen von Kindheitspädagog_innen in der Praxis, bei Trägern und Verbänden, sondern auch die tarifliche Eingruppierung sind notwendige Schritte. Die AG Kindheitspädagogik aus Hamburg hat mit dem Erstellen der Broschüre einen großen Schritt in Richtung Bekanntmachung getan, nun stehen Vorbereitungen für die Tarifverhandlungen an. Dazu werden wir Eingruppierungs- bzw. Tätigkeitsmerkmale formulieren, die als Legitimationsgrundlage für unsere Eingruppierung in S11 (Sozialpädagogen, Sozialarbeiter usw.) dienen und uns von anderen pädagogischen Berufsgruppen unterscheiden sollen. Dabei wird es nicht darum gehen – und das wurde auch auf der Tagung sehr deutlich – Erzieher_innen, Sozialpädagog_innen oder anderes pädagogisches Fachpersonal zu ersetzen, sondern darum, in multiprofessionellen Teams zu arbeiten, sei es in der Kita oder in anderen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Gerade in der Arbeit in multiprofessionellen Teams bestehen die Chancen und Herausforderungen in der Praxis.
Des Weiteren hat Elke Katharina Klaudy am Vormittag zentrale Ergebnisse des Projekts AKIPÄD (Akademisierung frühpädagogischer Fachkräfte – Zwischen Arbeitsplatznähe und Professionalisierung) vorgestellt, das u.a. den Einsatz und Verbleib von Kindheitspädagog_innen in Kitas in Baden-Württemberg, Thüringen und Nordrhein-Westfalen untersucht hat.
Am Nachmittag fanden vier Workshops zu unterschiedlichen Themen statt:
In dem ersten Workshop ging es um die vielfältigen potenziellen Arbeitsfelder von Kindheitspädagog_innen, die sich überwiegend in der Kinder- und Jugendhilfe, aber auch in Forschung und Beratung verorten lassen. Hier liegt es an den Trägern sowie der Politik, den Weg für Kindheitspädagog_innen zu bereiten und die Rahmenbedingungen zu schaffen.
Der zweite Workshop nahm sich der politischen Perspektive an und betonte die Notwendigkeit von Kindheitspädagog_innen in dem sich wandelnden und immer anspruchsvolleren Berufsfeld der Kinder- und Jugendhilfe. Die Einstellung von Kindheitspädagog_innen v.a. in Kitas ist davon abhängig, wie offen Träger den noch relativ jungen Studiengängen gegenüberstehen. Hier bedarf es Informationen – auch von Seiten der Hochschulen.
Reflexionskompetenz
Wie die Integration von Kindheitspädagog_innen in Kita- Teams gelingen kann und welche Stolpersteine es geben kann, wurde in dem dritten Workshop erörtert. Hier wurden die Ergebnisse des Projekts AKIPÄD vertiefend diskutiert. Besonderes Augenmerk sollte bei der Einstellung neuer Fachkräfte auf die pädagogische Haltung und die Reflexionskompetenz gelegt werden, denn diese ist der Kern der Professionalität. Eine große Herausforderung für Träger und Leitungen besteht darin, die gesamte Teamentwicklung voranzutreiben und multiprofessionelle Teams zu etablieren, in denen Kindheitspädagog_innen gemeinsam mit Erzieher_innen und weiteren pädagogischen Fachkräften arbeiten.
Der vierte Workshop beschäftigte sich mit der tariflichen Perspektive und hat den bereits formulierten Anspruch der tariflichen Eingruppierung in S11 mit expliziter namentlicher Erwähnung als Kindheitspädagog_innen herausgearbeitet.
Allen vier Workshops war gemeinsam, dass der erste Schritt die Bekanntmachung von Kindheitspädagog_innen in der Fachpraxis, aber auch in der Gesellschaft sein muss. Hier sind nicht nur die Kindheitspädagog_innen selbst gefragt, sondern auch die Hochschulen, mit Trägern zu kooperieren und die Etablierung von Kindheitspädagog_innen voranzutreiben.
Abschließend lässt sich für Hamburg sagen, dass wir durch die Broschüre der AG Kindheitspädagogik einen großen Schritt in Richtung Bekanntmachung getan haben. Also: Der frühe Kindheitspädagoge fängt den Wurm.
Wer nun Lust bekommen hat, in der AG Kindheitspädagogik der GEW Hamburg mitzuarbeiten und die Etablierung voranzutreiben, ist herzlich eingeladen vorbeizuschauen: jeden letzten Mittwoch im Monat um 19.00 Uhr in der GEW Hamburg.
Juliana Krohn, Grazyna Schwab, Albina Elzer von der AG Kindheitspädagogik GEW-Hamburg
Foto: Cover der Broschüre Kindheitspädagogik der GEW Hamburg