Bundeswehr-Werbung - und kein Ende. Ein notwendiges Update vom GEW-Vorstandsbereich Schule (GEW-Hauptvorstand)

14. Oktober 2014 Von: HartmutRing Gruppenbeitrag

Hier der neueste Stand zur Frage der Bundeswehr-Werbung (Stand Oktober 2014) (Autorin: Martina Schmerr)

 

  1. Lernen für den Frieden: Unterschriftenabgabe an KMK am 9.10.2014
  2. Bundeswehr-PR an Schulen (Oktober 2014)
  3. Baden-Württemberg: Neue Kooperationsvereinbarung abgeschlossen (August 2014)
  4. NRW: Tagung „Kooperationsvereinbarung kündigen“ des Bündnisses „Schule ohne Bundeswehr“ am 8. November 2014
  5. „Für eine Wissenschaft und Kultur des Friedens“ - Zivilklausel-Zukunftskongress vom 24.-26.10.2014 in Hamburg
  6. Action und Adventure im Bikini? Protest gegen Bundeswehrwerbung im Jugendmedium Bravo (August 2014)
  7. Werbearbeit der Jugend­offiziere mit Gegenwind: Zum Jahresbericht der Jugendoffiziere 2013 (August 2014)
  8. Die Bundeswehr im Kita-Bereich (August 2014)
  9. Friedensbildung als pädagogisches Konzept in der Lehrer_innenbildung (September 2014)
  10. Der Verfassungsschutz als Bildungsanbieter – Teil II
  11. Unterrichtsmaterial zum Zweiten Weltkrieg
  12. Bundeswehr bei frontal 21 (Oktober 2014)
  13. Bundesregierung verdoppelt Ausgaben für Rüstungsforschung (Juli 2014)
  14. Sehenswerte Satire: Die Bundeswehr in der „Anstalt“ (September 2014)
  15. Dokumente aus dem ersten Halbjahr 2014 (DGB-Beschluss, Schwerpunkt Friedensbildung der GEW Saarland, GEW-Studierendenzeitung zur Rüstungsforschung, Dokumente aus dem Deutschen Bundestags… )

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  1. Lernen für den Frieden: Unterschriftenabgabe an KMK am 9.10.2014

[9.10.2014] Über 23.000 Unterschriften haben Vertreterinnen und Vertreter der Kampagne „Lernen für den Frieden“ am 9. Oktober an KMK-Präsidentin Sylvia Löhrmann am Rande der Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) in Essen übergeben. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützt die Kampagne, deren Ziel ist, den wachsenden Einfluss von Rüstungsindustrie und Militär in Bildungseinrichtungen zurückzudrängen. Zur Meldung der GEW … Unterstützt wird die Kampagne außerdem von Interessenvertretungen von Schülern und Studierenden, von Wissenschafts- und Friedensorganisationen, weiteren Gewerkschaften und sozialen Bewegungen sowie christlichen Organisationen. Auch der DGB hat die Kampagne letzte Woche öffentlich unterstützt. Siehe hierzu das Interview mit Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende…  Nunmehr werden für die Kampagne bis zum Tag der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 2015 Unterschriften gesammelt.

Näheres siehe: www.lernenfuerdenfrieden.de

 

  1. Bundeswehr-PR an Schulen

[10.10.2014] Krieg auch an der Heimatfront.     

Seit Jahren findet ein Umbau der Bundeswehr zur „Armee im Einsatz“ statt. Damit verbunden sind PR- und Imagekampagnen, die unmittelbar auf die Herzen und Köpfe der Bürger im Land zielen. Zunehmend aber auch auf jene von Kindern und Jugendlichen, sind sie doch die Soldaten und Wähler der Zukunft. Jens Wernicke sprach hierzu mit dem Friedensaktivisten und Autor Michael Schulze von Glaßer. Zum Interview auf den Nachdenkseiten…

 

  1. Baden-Württemberg: Neue Kooperationsvereinbarung abgeschlossen

[August 2014] Die neue Kooperationsvereinbarung zwischen der Bundeswehr und dem Land Baden-Württemberg enthält zwar keine grundlegenden Änderungen der Zusammenarbeit. Zumindest jedoch können Lehrkräfte und ReferendarInnen selbst entscheiden, ob sie ein Angebot der Bundeswehr in Anspruch nehmen. Ansonsten stellt die neue Vereinbarung stärker heraus, dass die „sicherheitspolitische Bildung“ an den Schulen ausgewogen angelegt sein müsse. Ein Grundsatzpapier soll überdies klären, wie die Friedensorganisation künftig besser in der Friedenserziehung verankert werden können. VertreterInnen von GEW und Friedensorganisationen kritisierten hingegen, dass die Landesregierung die Kooperationsvereinbarung nicht ersatzlos gestrichen habe.

Zur neuen Kooperationsvereinbarung vom 14.8.2014…

Zur Pressemeldung „Wir bleiben dabei: Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr kündigen“ der Kampagne „Schulfrei für die Bundeswehr – Lernen für den Frieden“ vom 14.8.2014

 

  1. NRW: Tagung „Kooperationsvereinbarung kündigen“ des Bündnisses „Schule ohne Bundeswehr“ am 8. November

Auch in NRW hatte es eine Neufassung der Kooperationsvereinbarung zwischen der rot-grünen Landesregierung und der Bundeswehr gegeben, die nichts Wesentliches an der Kooperation änderte. Die GEW NRW, das Bündnis ‚Schule ohne Bundeswehr NRW‘ und weitere Partner laden nunmehr zu einer Tagung ein, die die Vereinbarung erneut thematisiert und Friedensbildung als Zukunftsaufgabe in den Mittelpunkt stellt. Die Tagung findet am Samstag, den 8. November 2014, im DGB-Haus in Essen statt. Zur Einladung …  / Zum Bündnis „Schule ohne Bundeswehr NRW“…

 

  1. „Für eine Wissenschaft und Kultur des Friedens“ - Zivilklausel-Zukunftskongress vom 24.-26.10. in Hamburg

„Krieg, Rüstungsexporte, Rüstungsproduktion und Rüstungsforschung stehen der sozialen und kulturellen Entfaltung humaner Entwicklungsmöglichkeiten entgegen. … Das Engagement der Zivilklauselbewegung für eine zivile, friedenschaffende Wissenschaft [ist ein] relevanter Faktor gesellschaftlicher Aufklärung und Veränderung, damit ‚das einzige Ziel der Wissenschaft darin besteht, die Mühseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern‘ (Bertolt Brecht)“. Ein breites Bündnis von Asten, Gruppen und Verbänden, darunter auch die GEW, veranstaltet – verbunden mit einem öffentlichen Aufruf – einen Zukunftskongress aus. Zur Seite des Zivilklauselkongresses… / Direkt zum Kongressflyer…

 

  1. Action und Adventure im Bikini? Protest gegen Bundeswehrwerbung im Jugendmedium Bravo

[August 2014] Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten kritisiert die verharmlosende Form der Nachwuchswerbung der deutschen Bundeswehr: Mit Begriffen wie „Action“, „Adventure“, „Team-Challenge“ und „Sport am Strand“ wirbt die Bundeswehr - wie bereits 2012 - aktuell wieder im Jugendmedium Bravo für ihre sogenannten Adventure Camps. Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten ruft zum Protest auf. Zur kompletten Meldung

 

  1. Werbearbeit der Jugend­offiziere mit Gegenwind: Zum Jahresbericht der Jugendoffiziere 2013

[August 2014] „Das Ver­teidigungs­ministerium hat am 4. August 2014 den Jahres­bericht der Jugend­offiziere für das Jahr 2013 ver­öffent­licht. In dem auf den 10. Juni datierten Bericht verweisen die Jugend­offiziere in ihrer "Lage­entwicklung" auf die Bundes­kanzlerin, die in einem Interview mit einem Jugend­offizier erläutert hat, warum die Jugend­offiziere im Koalitions­vertrag explizit erwähnt wurden. "Uns ist das wichtig, weil wir (…) für Akzeptanz und Verständnis der Arbeit der Bundes­wehr werben wollen." Mehr auf den Seiten von Bundeswehr-Monitoring…

 

  1. Die Bundeswehr im Kita-Bereich

[August 2014] „[…] Das Budget der Bundeswehr für die Öffentlichkeitsarbeit ist massiv gestiegen. Mit Veranstaltungen an der Schule, Werbeanzeigen in Jugendmagazinen und Teilnahme an zahlreichen Berufs- und Jugendmessen wurde eine spezielle Form der jugendgerechten Ansprache entwickelt, um Nachwuchs zu generieren und zu gewinnen. Die Bundeswehr unternimmt aber auch zahlreiche Aktivitäten, um bereits mit Kindern im Kita-Alter in Erstkontakt treten zu können.“ Zur Antwort der Bundesregierung vom 4.8.2014 – DS 18/2269…

 

  1. Friedensbildung als pädagogisches Konzept in der Lehrer_innenbildung

[September 2014] Der Bund für Soziale Verteidigung (BSV) will die Friedensbildung in der Lehrer_innenbildung stärken und bietet Unterstützung an. Das Angebot umfasst friedenspädagogische Konzepte sowie eine Beratung und Begleitung im Unterricht. Dabei geht es um inhaltliche, curriculare, didaktische und methodische Fragen.

Zugleich hat der BSV eine Studie (Autor: Kai-Uwe Dosch) veröffentlicht, in der die neuen Ansätze der Friedenserziehung und –bildung untersucht werden: Was ist das Besondere im Gegensatz zu älteren Ansätzen der Friedenserziehung und Friedenspädagogik? Und welcher Stellenwert wird dem Thema Frieden in der Schule eingeräumt? Hierzu wurden u.a. die Curricula der Bundesländer für Geschichte und Politik untersucht. Mehr zum Projekt und zur Studie…

 

  1. Der Verfassungsschutz als Bildungsanbieter – Teil II

Auch der Verfassungsschutz weitet seit einigen Jahren seine Aufgaben in Richtung politischer Bildung aus. So organisiert er etwa in Niedersachsen durch seine 2009 geschaffene Unterabteilung NEIS (Niedersächsische Extremismus-Informationsstelle) Bildungs- und Informationsveranstaltungen in Schulen und hat hier in anderthalb Jahren in etwa 50 Veranstaltungen 10.000 SchülerInnen erreicht.

In Bayern tritt er unter der Bezeichnung Bayerische Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE) als Partner des Kultusministeriums auf. Die Homepage der BIGE „informiert“ im Sinne der Extremismustheorie über Rechts- und Linksextremismus in formal gleicher Weise. Die steigende Einflussnahme des VS auf die politische Bildung an Schulen sowie in der außerschulischen Bildungsarbeit stößt zunehmend auf Kritik. Siehe hierzu die Berichte aus den Mitgliederzeitungen der GEW Landesverbände Bayern und Niedersachsen in der Anlage sowie den bereits vom Herbst 2013 datierenden Beschluss des DGB-Bundesjugendausschusses in den Anlagen.

 

  1. Unterrichtsmaterial zum Zweiten Weltkrieg

[August 2014] Am 1. September 2014 jährte sich der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal. Das Portal „Lehrer Online“ hat anlässlich des Jahrestages eine Vielzahl von Materialien für den Unterricht zusammen gestellt. Siehe:  http://www.lehrer-online.de/unterrichtsmaterial-zweiter-weltkrieg.php

 

  1. Bundeswehr bei frontal 21

[7.10.2014] Die letzte Ausgabe von frontal 21 hat sich u.a. mit der Ausstattung und Beschaffungspolitik der Bundeswehr beschäftigt. Interessant war der deutliche Hinweis auf den Umstand, dass - vor allem bei Großprojekten – die Rüstungsindustrie ihre Ziele eher durchsetzt als die Bundesregierung.

Zur Sendung in der ZDF-Mediathek… / Zum Manuskript der Sendung… Zum Lobbyismus in der Rüstungsindustrie siehe auch den Beitrag „Gut gerüstet“ im Freitag vom 11. August 2014

 

  1. Bundesregierung verdoppelt Ausgaben für Rüstungsforschung

[Juli 2014] Drohnen-Schwärme und intelligente Munition: Das Verteidigungsministerium hat seine jährlichen Ausgaben für Rüstungsforschung mehr als verdoppelt. Auch Hochschulen mit Zivilklausel profitieren. (Siehe Spiegel online vom 6.7.2014…) Darunter befinden sich auch die Hochschulen Tübingen, Konstanz, Frankfurt am Main, Rostock und Göttingen, die sich per Zivilklausel zu einer friedlichen Forschung verpflichtet haben. Siehe NDR-Bericht vom 7.7.2014…

 

  1. Satire: Die Bundeswehr in der „Anstalt“

[September 2014] Die letzte Ausgabe der ZDF-Satire-Sendung „Die Anstalt“  hatte die Sicherheits- und Militärpolitik der Bundesregierung zum Thema. Sehenswert!

http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2241768/%22Die-Anstalt%22-vom-23-September-2014

 

  1. Dokumente aus dem ersten Halbjahr
    1. DGB-Beschluss Friedenspolitik (Mai 2014)
      Zum DGB-Beschluss Friedenspolitik …
      Zur kompletten Beschlussbroschüre: http://bundeskongress.dgb.de/++co++b6f46a00-cea9-11e3-a6db-52540023ef1a?t=1
    2. Schwerpunkt Friedensbildung der Zeitschrift der GEW Saarland (Mai 2014)
      Zur EuWiS 5/2014…
    3. Forschen im Dienste des Krieges? GEW-Studierendenzeitung Read.me 1/2014
      Zur kompletten Ausgabe im Netz…
    4. Karriereberater der Bundeswehr im Einsatz (März 2014)
      Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Christine Buchholz, Annette Groth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.
      Zur – Drucksache 18/746 –
    5. Öffentliche Auftritte der Bundeswehr (März 2014)
      Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan van Aken, Christine Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.
      Zur – Drucksache 18/690 –
    6. Rekrutierung von Minderjährigen für die Bundeswehr beenden – Fakultativprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention vollständig umsetzen (Februar 2014)
      Zur Bundestagsdrucksache 18/480…

 

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Martina Schmerr

Referentin

Vorstandsbereich Schule

GEW Hauptvorstand

Reifenbergerstr. 21

60489 Frankfurt am Main

Tel. 069 / 789 73 322

Fax 069 / 789 73 103 

 

Bundeswehr-Unterrichtsmaterialien in Neuauflage

„Die Bundeswehr will eine Neuauflage ihrer kriegsbefürwortenden ‚Unterrichtsmaterialien‘ an Schulen erstellen lassen. Sie setzt damit weiterhin auf die Indoktrinierung von Schülerinnen und Schülern“, kritisiert die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE Ulla Jelpke die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (18/31). Jelpke weiter:

„Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hatte im Sommer ein Vergabeverfahren für ein ‚Informationspaket für Schüler und Lehrer zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik‘ eingeleitet. Das ist zunächst gescheitert, weil es nur einen einzigen Teilnehmer gab: Die Universum AG, die schon die bisherigen, unter dem Titel ‚Frieden&Sicherheit‘ publizierten Materialien erstellt. Diese Materialien entstehen unter maßgeblichem Einfluss der Bundeswehr, die sie finanziert und berät, sie werden Lehrpersonal und SchülerInnen umsonst angeboten und stellen die offizielle Sicherheitspolitik Deutschlands einseitig und affirmativ dar.

Das wird auch in Zukunft so bleiben: Die Bundeswehr verhandelt jetzt direkt mit Universum über eine Neuauflage für die Jahre 2014 bis 2016. Weiterhin wird die Bundeswehr die Materialien zu 100 Prozent finanzieren, auch eine Versandoption ist jetzt wieder vorgesehen; weiterhin wird das Verteidigungsministerium eine ‚fachliche Beratung‘ anbieten, und zwar ausgerechnet, wie die Regierung mitteilt, ‚durch das Fachpersonal der Öffentlichkeitsarbeit‘; weiterhin werden die Materialien also einseitig die regierungsamtliche Kriegspolitik legitimieren.

Aufschlussreich ist, dass im Ausschreibungsverfahren ausdrücklich von der Dienstleistungskategorie ‚Werbung‘ die Rede war. Überraschend ehrlich - denn um nichts anderes als Werbung fürs Militär handelt es sich beim gewünschten Produkt. Im Schulunterricht hat so etwas nichts zu suchen. Ich appelliere an alle Lehrerinnen und Lehrer, dieses Angebot auszuschlagen.

Die komplette Antwort der Bundesregierung kann hier heruntergeladen werden.

Stand November 2013

Lernen für den Frieden. DGB-Link:

http://schule.dgb.de/++co++ef24709a-4ed9-11e4-8778-52540023ef1a